In Folge des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 begann im August eine reichsweite Verhaftungswelle unter dem Titel "Aktion Gewitter". Diese betraf überwiegend Sozialdemokrat*innen, Kommunist*innen und Anhänger*innen des Zentrums.

Am 20. Juli 1944 misslang ein Attentat auf Adolf Hitler. Die meisten unmittelbar Beteiligten sind bereits kurze Zeit später in Haft genommen oder exekutiert worden. Auch für zahlreiche Kommunist*innen und Sozialdemokrat*innen hat der "Operation Walküre" genannte Staatsstreich von u. a. Oberst Stauffenberg Folgen.

Aktion Gewitter

Martin Bormann, Stabsleiter der NSDAP und Leiter der Parteikanzlei, ordnet am 12. August die "Ausmerzung aller Verräter, Defätisten und ähnlicher Hand-langer des Feindes"¹ an. Adolf Hitler und Heinrich Himmler, Reichsführer SS, beschließen zwei Tage später eine großangelegte Verhaftungswelle im gesamten Reichsgebiet durchzuführen.

"[Reichsführer SS] hat befohlen, alle früheren Reichs- und Landtagsabgeordneten sowie Stadtverordneten der KPD und SPD im Reich festzunehmen. Gleichgültig ist, ob diesen im Augenblick etwas nachgewiesen ist oder nicht. Ich erweitere diese Festnahme-Aktion auf die ehe-maligen Partei- und Gewerkschaftssekretäre der SPD"², heißt es in einem Fernschreiben vom 17. August 1944 an alle Stapo-Leitstellen. Später wird es noch um die Mitglieder der Zentrumspartei erweitert.

Albert Schulz Porträt Schwarz-Weiss

Über 5.000 Personen, mehrheitlich Kommunist*innen und Sozialdemokrat*innen, kommen reichsweit in Haft. In M-V sind es ca. 290³ Personen. Die meisten sind bis Oktober wieder entlassen, einige werden ins KZ Neuengamme verbracht. Der Rostocker Gewerkschaftssekretär Albert Schmidt stirbt drei Tage, nachdem er einem NS-Arzt mitteilt, dass er umfalle, wenn er körperlich arbeiten müsse. "Das sollen Sie ja auch"4, habe dieser geantwortet, berichtet Albert Schulz in seinen Erinnerungen.

Opfer

Ernst Karl Dressel

Sozialdemokrat aus Malchin, Internierung im KZ Neuengamme. Insassen werden nach Evakuierung des KZs Ende März 1945 auf ein Schiff in der Lübecker Bucht verladen. Dressel stirbt am 3. April 1945 durch einen britischen Luftangriff auf das Schiff.


Willy Jesse

ehem. Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Schwerin, flieht am Tag seiner Verhaftung über Dänemark nach Schweden


Carl Moltmann

ehem. Reichstagsabgeordneter, nach einigen Tagen wieder freigelassen


Albert Schmidt

ehem. Rostocker Gewerkschaftssekretär, stirbt drei Tage nach seiner Verhaftung aufgrund von Zwangsarbeit


Albert Schulz

ehem. Reichstagsabgeordneter, Oberbürgermeister Rostocks 1946–1947, nach einigen Tagen wieder freigelassen


August Streufert

ehem. Reichstagsabgeordneter, bis Januar 1933 Abteilungsleiter der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Stralsund. Internierung im KZ Neuengamme, wo er am 27. Dezember 1944 an einer Lungenentzündung stirbt.


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